"Tödlicher Frost" (Asbjørn Jaklin)
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Diesem Roman habe ich mit großer Erwartung und Vorfreude entgegen gesehen. Die Leseprobe war sehr interessant und gut ausgewählt, und die Thematik fand ich auch sehr spannend. Nachdem ich "Tribunal" gelesen hatte, war ich mit einigen Aspekten des Bosnienkrieges bereits vertraut. In "Tödlicher Frost" werden diese Themen erneut aufgegriffen und mit Begebenheiten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges vermischt. Die Geschichte startet recht unverblümt mit einem Mord in Norwegen, die Spur führt zu einem alten Friedhof, der im Zusammenhang mit einem norwegischen Vernichtungslager aus dem Zweiten Weltkrieg stammt. Das fand ich sehr interessant, denn mir war bis dato war nicht bewusst, dass es auch in Norwegen Vernichtungslager gegeben hat. Man kann also noch ein bisschen was dazulernen.
Die Handlung des Kriminalromans wechselt immer wieder zwischen zwei Ebenen, einerseits spielt sie in der Vergangenheit. Man lernt hier einen hochrangigen SS-Offizier, seine Ansichten und Taten kennen. Die zweite Ebene spielt im Norwegen der Gegenwart und dreht sich um den Reporter Alex, der in den Ereignissen um den rätselhaften Mord recherchiert und dabei natürlich auf die Vergangenheit stößt. Das alles wäre ein hervorragendes Material für einen spannenden Krimi geworden, leider wurde dies dann aber überhaupt nicht umgesetzt, wie ich mir das erhofft hatte. Die Sprache des Autors ist leicht verständlich, zum Teil aber nicht nachvollziehbar bzw. der Zeit angemessen. Die Dialoge der Figuren sind platt, wirken sehr konstruiert und sind teilweise so schlecht strukturiert, dass man große Probleme dabei hat, nachzuvollziehen, wer überhaupt gerade spricht. Ich musste mehrfach von vorn lesen und zum Teil durchzählen, um zu verstehen, welche Person gerade was gesagt hat. Dazu kommt, dass die Charaktere sehr wenig Tiefe haben, eigentlich überhaupt keine, mit Ausnahme des Protagonisten, von dem man wenigstens erfährt, das er an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, weil er im Einsatz in Afghanistan war.
Die Vermischung des Bosnienkrieges mit dem Zweiten Weltkrieg hätte genial werden können, war aber einfach nur verwirrend und zum Teil nicht nachvollziehbar. Viele Situationen, die sich als interessant hätten herausstellen können, wurden begonnen und dann einfach nicht zuende geführt (z.B. die merkwürdige Beziehung des Protagonisten zur Fotografin Tora). Man hat das Gefühl, der Autor hatte eine Idee und hat sie dann einfach ad acta gelegt und nicht weitergeführt. Die Charaktere sind halt "einfach da", aber man hat nie das Gefühl, dass sie tatsächlich auch eine Rolle spielen. Dadurch kommt gar kein richtiger Lesefluss zustande, es gibt keinen Spannungsbogen, und auch das Ende und die Zwischenereignisse sind so abgehackt und platt, dass die letzten Seiten wirklich nur noch Quälerei waren. Leider kann ich für diesen Roman keine Leseempfehlung aussprechen und vergebe auch nur knappe zwei Chakren.
[zhu]
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