"Gebete für die Vermissten" (Jennifer Clement)


Was bedeutet diese Wertung?
Was die Autorin uns hier zu lesen gibt, ist wirklich keine leichte Kost. Die Handlung spielt überwiegend in einem kleinen Dorf in Mexiko. In diesem Dorf gibt es keine Männer (mehr). Sie sind alle vor der bitteren Armut geflohen, die hier herrscht. Frauen und Kinder sind zurückgeblieben, einige warten darauf, dass die Männer zurückkehren, man bekommt aber eigentlich von Anfang an schon das beklemmende Gefühl vermittelt, dass das niemals passieren wird. Der Roman vermittelt mehrere Grundthemen, die allesamt hochgradig gesellschaftskritisch sind. Es geht um die mexikanischen Drogenkartelle, um Entführungen und Menschenhandel, um Armut und Korruption, um Gerechtigkeit und vorallem Ungerechtigkeit, um Moral und Ethik. Man könnte denken, dass man mit einem weiteren moralinsauren Buch konfrontiert wird, das nur anprangert und Dinge zur Schau stellt. Das Ganze gestaltet sich dann aber doch anders. Die Protagonistin Ladydi ist zu Beginn des Buches ein kleines Mädchen, das in eben jenem Dorf wohnt. Hier gibt es Hitze, Sand, Hügel, den Dschungel und jede Menge Tiere, die einen umbringen können. Die Dorfbewohner sind an das alles gewöhnt, auch an die Angst. Denn das Dorf wird regelmäßig vom Drogenkartell besucht. Hübsche Mädchen werden entführt und verschleppt, und man sieht sie niemals wieder. Häufig gibt es wahllose Hinrichtungen, die niemals geahndet werden. Die Dorfbewohnerinnen haben sich so einige Strategien überlegt, um ihre Töchter zu schützen, sie verkleiden sie als Jungen, machen sie hässlich, verstecken sie beim kleinsten Anzeichen in Erdlöchern. 



Das Mädchen Ladydi beschreibt all diese Begebenheiten so lebendig und mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass das Ganze sehr bedrückend ist, man aber trotzdem das Buch nicht mehr zur Seite legen möchte. Es ist deutlich zu spüren, dass die Autorin sehr lange vor Ort recherchiert haben muss, um all die kleinen Details einzufangen, die das Ganze so eindrücklich machen. Diese Welt war mir vorher vollkommen fremd, und man fühlt sich nach Beenden des Buches auf eine gewisse Art und Weise bereichert. Nicht unbedingt im positiven Sinne bereichert, denn man kann nun wirklich nicht davon sprechen, dass diese Eindrücke positiv sind, aber man hat das Gefühl, viele Dinge nun mit anderen Augen oder wenigstens aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung und voll 7 Chakren für dieses Buch.

[zhu]

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Kommentare

  1. Hui, das klingt wirklich nach einer harten Kost. Normalerweise so gar kein Buch für mich, aber deine Rezension hat mich wirklich neugierig gemacht. Ich denke, dass ich dem Buch eine Chance geben werden.

    Liebe Grüße,
    Mo

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  2. das klingt in der Tat nach einem nicht ganz so leicht zu verdauenden Lesestoff! für mich ist das leider nichts, da ich gerade beim Lesen nach Entspannung suche und mich ungern noch mit solchen "Problemkindern" beschäftige ;)

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com

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