"Sie ging nie zurück" (Emma Brockes)



Was bedeutet diese Wertung?

Nachdem ich von der Leseprobe des Buches vollkommen begeistert war, muss ich im Resumée leider feststellen, dass ich mir deutlich mehr erwartet hatte. Die wahre Geschichte von Emma Brocke, bzw. eigentlich die Geschichte ihrer Mutter Paula und der schwierigen Verhältnisse in deren Elternhaus, verspricht ein unglaubliches Potpourri an Emotionen, Erinnerungen, Erzählpotenzial. Und diese Biografie gibt das Ganze auch wirklich her, leider scheitert das ganze dann am Erzählstil, am Aufbau des Buches, am Gesamt-Ensemble an sich. Der Inhalt ist recht schnell erzählt: Emmas Mutter Paula macht, noch während ihre Tochter klein ist, immer wieder Andeutungen über ihre Vergangenheit und ihre Familiengeschichte, sie wird aber niemals konkret - es bleibt weiterhin bei Andeutungen und den damit verbundenen Vermutungen. 

Alles, was Emma weiß, ist, dass es Probleme mit dem Vater gab, und dass dieser irgendwann einmal vor Gericht gestanden haben muss - seine eigene Familie auf der Seite der Kläger. Nach Paulas Tod begibt sich Emma nun auf die Suche nach dieser Vergangenheit, die sich in Südafrika zur Zeit der Apartheid abgespielt hat. Diese Grundvoraussetzung ist fast schon Stoff für einen Krimi, da es aber eine Biografie ist, finde ich es nicht schlimm, daraus auch eine solche zu machen. Alles andere hätte wohl überspitzt und unglaubwürdig gewirkt. 

Leider macht die Autorin nicht viel aus dieser erzählerisch sehr wertvollen Basis. Geschätzte drei Viertel des Buches drehen sich eigentlich nur darum, wie sie an verschiedene Orte reist und Personen trifft, wie sich diese Personen benehmen, wie sie aussehen und was sie alles verheimlichen wollen. An sich keine schlechte Sache, es wiederholt sich aber sehr, sehr oft und wird dadurch langatmig. Schwung erhält die Sache dann erst ganz am Ende, als sich herausstellt und konkret formuliert wird, was der Leser ohnehin schon die ganze Zeit wusste oder zumindest klar erahnt hat. Ich gebe dem Buch 4 Chakren, wobei einer davon eigentlich eines davon eine reine Höflichkeitswertung ist - es handelt sich immerhin um eine Biografie, also eine wahre Geschichte. Ich finde es nur sehr schade, dass sie nicht so dramatisch rübergebracht wurde, wie sie tatsächlich war.

[zhu]


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