"Ich komme mit" (Angelika Waldis)

Was bedeutet diese Wertung?
Auch dieses ist eines der Bücher, die mir ohne Vorablesen niemals aufgefallen wären - oder die ich gar gekauft hätte. Das Cover ist so unauffällig und schlicht, der Titel sehr einfach gehalten. Keine reißerische Überschrift, kein Bestseller-Sticker, alles sehr minimalistisch. Aber der Inhalt hat es dafür umso mehr in sich.

Im Mittelpunkt stehen zwei sehr unterschiedliche Charaktere, die sich nur deshalb flüchtig kennen, weil sie im selben Haus leben. Ansonsten hatten sie bis auf eine seltsame Begegnung in der Waschküche vor vielen Jahren eigentlich nie etwas miteinander zu tun. Lazar Laval, genannt Lazy, ist Student. Nach dem Tod seines Vaters hat er die Wohnung in der Torstraße geerbt. Seine Nachbarin Evita Maier, genannt Vita oder einfach nur Maier, ist eine alte Frau, die wir auch noch näher kennenlernen.

Zu Beginn steht die Liebesgeschichte von Lazy und Elsie, die so liebevoll und einzigartig beschrieben ist, dass ich sie nicht mal kitschig finde. Das Schicksal zerstört diese Beziehung allerdings radikal, denn Lazy wird todkrank und zieht sich zurück. Vita hingegen stellt nach dem Tod ihres Mannes fest, dass sie eigentlich nie wirklich gelebt hat. Sie hat immer getan, was andere von ihr erwartet haben, sich angepasst benommen, nie eigene Ideen oder Wünsche verwirklicht - sie hatte einfach nie welche. Und in dieser Konstellation treffen sie und Lazy aufeinander und beschließen ihren Weg gemeinsam weiterzugehen.

Die Geschichte ist wundervoll und zauberhaft beschrieben. Die Autorin hat eine so bildhafte und außergewöhnliche Sprache und so großartige Ideen, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legt. Zynismus, Schwermut, schwarzer Humor, Lebenfreude wechseln sich hier ab und ergeben ein rundes und buntes Gesamtkunstwerk. Eine ganz klare  genreübergreifende Leseempfehlung gibt es von mir. Dieses Buch lohnt sich.

[zhu]


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