"Der Tag, an dem ich aufhörte, „Beeil Dich“ zu sagen" (Rachel Macy Stafford)


Der Tag, an dem ich aufhörte, „Beeil Dich“ zu sagen (Rachel Macy Stafford)



Lektionen einer entspannten Mutter

»Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, war lange der Satz, den die Töchter von Rachel Macy Stafford am häufigsten von ihrer Mutter hörten. Die junge Frau verlor sich geradezu in ihrem hektischen Alltag, während sie versuchte, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Bis es schließlich nicht mehr weiterging. Nicht für sie, nicht für ihren Partner und vor allem nicht für ihre Kinder. Rachel Macy Stafford zog daraufhin die Reißleine und beschloss, ihr Leben zu ändern. Sie entwickelte ein Programm für mehr Achtsamkeit und Gelassenheit und lernte so auch selbst, endlich wieder bewusst Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.


Meinung

Das Buch hat sich dermaßen gezogen und war langatmig und oft langweilig, dass ich wirklich eine längere Zeit brauchte es zu Ende zu lesen. Zugegeben, ab der Mitte habe ich es stellenweise nur noch überflogen oder habe es quer gelesen. Viel zu komplex und viel zu viele Wiederholungen auf gnadenlose 300 Seiten. Im Mittelpunkt steht die Autorin und Mutter Rachel Macy Stafford. Sie, eine überforderte Pädagogin, Autorin und Bloggerin, steht im Dauerstress mit To-Do Liste, Smartphone und Terminkalender. Mit den Gedanken ist sie beim nächsten Meeting, den ganzen anstehenden Termine, Veranstaltungen, Aufführungen, Kuchen backen, Mails etc.. Kinder und Mann kommen dabei natürlich die ganze Zeit zu kurz. Eine typische amerikanische Vorstadt-Mutter. Das Amerikanische merkt man dem Buch nämlich auch deutlich an.

Ständig hatte die Frau das Smartphone in der Hand, oder surfte auf diversen Internetseiten. Natürlich sieht man hier bei uns auch an jeder Ecke Frauen mit ihren Wischhandys rumfummeln. Selbst beim Kinderwagenschieben achten sie lieber auf ihre Whatsapp Nachrichten als auf das Brabbeln ihres Babys. Nur mit dem Unterschied, das diese Frauen keinesfalls gestresst sind, sondern viel mehr genervt oder gelangweilt von ihren Kindern, Leben, Situation oder dergleichen. 

Zuviel Freizeit? Das kann man irgendwie gar nicht vergleichen. Obgleich stellenweise dieses Buch für jene Frauen auch eine Hilfestellung wäre, um ihnen die Augen zu öffnen. Teilweise aber auch nur, weil die Autorin nun mal keine Durchschnittsmutter ist, da sie vollkommen abhängig von den digitalen Medien ist. Irgendwann kam die Erleuchtung und das Wort Achtsamkeit zog sich fortan wie ein roter Faden durch die Kapitel. Denn letztendlich geht es schlichtweg darum mehr Achtsamkeit in den Alltag zu legen und eben Handy, Laptop, To-Do Liste und Co. einfach links liegen zu lassen und sich um die Kinder zu kümmern oder dem eigenen Leben - den Sinn für die Natur und seine Umgebung neu zu entdecken. Hands Free, heißt das entwickelte Konzept von Stafford. Da haben wir es nun also - Hands free! Sehr, ehm ja.. "kreativ".

Auf 12 Abschnitten wird dem Leser näher gebracht, wie man mehr Ruhe und mehr Gelassenheit in den Alltag einfließen lässt - Tipps für alle Lebenslagen garantiert! Lebenslagen einer amerikanischen Mutter die Medien abhängig ist! Ich dachte wirklich bei dem Titel "Der Tag an dem ich aufhörte beeil dich zu sagen" geht es in erster Linie um liebevolle Kindererziehung. Das Thema kommt jedoch recht kurz bis gar nicht vor. Dafür gibt es Strategien für die Woche um sich im Hands Free besser zu schulen und die Achtsamkeit zu festigen. 

Sicherlich, auch wir Durchschnittsmütter kennen diesen Satz zu gut. Wie oft habe ich diese Worte gesagt weil wir rechtzeitig in den Kindergarten mussten, einen Termin hatten, es bald anfängt mit regnen und wir schnell vom Spielplatz nach Hause kommen wollten, ich mich auf einen ruhigen Abend gefreut hatte und mein Kind sich doch bitte einfach mal schneller den Schlafanzug anziehen sollte. Da fehlt mir wirklich so manches mal die Ruhe, aber das ist überhaupt nicht medienabhängig. Ich bin einfach nur, im Gegensatz zur Autorin alleinerziehend und anders "gestresst". Ich würde sogar behaupten, ganz normal gestresst und nicht abhängig. 

So konnte ich mich also schlussendlich mit der Autorin und dem Buch so gar nicht identifizieren. Wenngleich es mich nachdenklich gestimmt hat, einiges zu verpassen was mein Kind betrifft. Vermutlich nicht. Trotzdem habe ich mir nach Kapitel eins wirklich nochmal zusätzlich die Zeit genommen und meinen Sohn einfach nur angesehen, sein kleines zartes Gesicht bewundert oder die Mimik beim Spielen studiert. Das mache ich auch heute noch sehr oft. Denn da geht einem schon das Mutterherz auf. Aber brauchte ich dazu wirklich ein Buch? Ich denke nicht. Nun aber wie bewertet man ein Buch, dessen Titel etwas anderes verspricht als dessen Inhalt letztendlich ist? Man kann sich durch diesen amerikanischen Lebensstil wirklich nicht damit identifizieren, was wiederum die Zielgruppe stark einschränkt. 

Dieses Buch, das genauer betrachtet nicht ganz so verkehrt ist, so schlecht will ich es nicht darstellen, ist tatsächlich eher etwas für hochrangig gestresste und Terminplan, Laptop, Smartphone abhängige Mütter denen alles andere wichtiger ist, als das eigene Leben, die Kinder oder der Mann. Denen fällt der simple Schreibstil dann vielleicht auch nicht auf den die Autorin gewählt hat. Und vielleicht entdecken sie dann auch das Phänomen Regenbogen. Apropos Regenbogen...liebe Rachel Macy Stafford, sie haben da keine zwei Regenbögen gesehen sondern nur einen, der andere war einfach nur sein Schatten. Hätten Sie doch mal gegoogelt. ;)

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