"Das Jahr des Rehs" (Stephanie Jana und Ursula Kollritsch)
Das Jahr des Rehs (Stephanie Jana und Ursula Kollritsch)
Inhalt
Bella
Becker ist Journalistin und lebt mit ihrem Sohn und Lebensgefährten
in einer Altbauwohnung in Berlin. Sabine Born oder auch Bine, wie sie
nur genannt wird, ist Architektin und lebt mit zwei Kindern und Mann
in ihrem kleinen hessischen Heimatort in einem selbst entworfenem
Haus in Bauhausstil. Die beiden besten Freundinnen waren einmal
unzertrennlich und doch haben sie es geschafft sich 17 Jahre lang aus
den Augen zu verlieren. Eines Tages recherchiert Bella die
Mailadresse von Bine und schreibt ihr nach dieser langen Zeit, die
erste Mail.
Es
dauert nicht lang und die überraschte Bine schreibt ihr zurück. So
geht das nun weit über ein Jahr. Bella (39) ist rundum zufrieden mit
ihrem Leben. Ihr mittlerweile 15 Jahre alter Sohn Mischenka geht mehr
oder weniger seine eigenen Wege. Ihr Lebensgefährte, mit dem sie
schon 20 Jahre leiert ist, ist meist nur sporadisch anwesend. Andrej
der aus Russland stammt, ist Künstler und daher viel auf Reisen.
Natürlich kennt Bine diesen Mann und konnte ihn noch nie so richtig
leiden. In ihren Augen tut er ihrer Freundin nicht gut und würde sie
eh nur betrügen. Sie glaubt nicht das es Liebe ist, was beide
miteinander verbindet. Bella sieht das natürlich anders. Allgemein
ist Bella ein ganz anderer Typ als ihre Freundin Bine. Sie ist mehr
der unkonventionelle Freigeist. Meist trägt sie ihren geringelten
und mehrfarbigen Lieblingsstrickmantel und hat gern viele Leute um
sich. So auch in dem besagten Jahr des Rehs an Weihnachten, dass sie
mit sämtlichen Nachbarn, unterschiedlicher Nationalitäten
verbringt. Es ist eher eine riesen große Party ist als ein
besinnliches Fest. Ihre Wohnung, eine Altbauwohnung im Dachgeschoss
ist ein Sammelsurium an Büchern, Postkarten, alten Möbeln,
Werbezetteln, kleinen Andenken an diese und jene Reise und ich
glaube, es wird nicht erwähnt, aber da darf auch ruhig ein wenig
gemütliche Unordnung herrschen. Das Leben ist eben zu schön und
aufregend als dass man ständig den Wischlappen schwingt.
Bine
(40), lebt mit ihrem Kindern, Mann, Haus und Hunden eher gut
bürgerlich in einem großen Haus mit Garten im hessischen Heimatort
wo jeder jeden kennt. Bine wirkt auf ersten Blick ein wenig spießig
und zurückhaltend. Sie ist auch mehr der häuslichere Typ und
Vorzeigegattin. Alles perfekt, alles toll und nebenbei verliert sie
ihre eigenen Träume und Wünsche. Zwar geht sie ihrem Beruf nach,
doch steckt sie da schon lange in einem ewigen Trott fest. Meist
trägt sie schwarz oder andersweitig gedeckte Farben und steckt
derzeit in einer Art Midlifecrisis. Schließlich ist sie grade 40
geworden. Ein Geburtstag den sie ganz schlicht mit ihrem Mann
verbrachte. Als Bella ihrer Freundin nun das erste mal wieder
schreibt, bricht in den ersten Mails die hin und her sausen das
reinste Freudenchaos aus. Kurz wird das bisherige Leben
angeschnitten, die Kinder, der Mann oder dergleichen erwähnt und
immer wieder Erinnerungen an die Unizeiten. Während Bellas
Schreibstil eher amüsant ist, ganz typisch ihrem Charakter und
Leben, ist Bine mehr die melancholische Jammertante. Es ist auch
Bines Leben welches just als Bella wieder präsent ist völlig aus
den Fugen gerät. Ein Wandel steht an, womit Bine nun so gar nicht
zurecht kommt. Gut das sie ihre Freundin Bella hat, die wie auch
damals eine Stütze ist und mit Rat und Tat zur Seite steht. Wenn
vorerst auch nur per Mail und mit Zitaten von verschiedenen Dichtern,
Autoren oder Liedern. Im Verlaufe der Handlung wendet sich ein wenig
das Blatt und man erfährt das auch Bella vor einer mehr oder weniger
bedeutenden Entscheidung steht, die ihr weiteres Leben komplett
umwirft. Das jedoch ist weniger dramatischer Natur als bei ihrer
Freundin Bine. Zwar bekommt sie von ihrer Freundin den imaginären
Tritt in den Hintern, doch bin ich der Meinung das hätte Bella auch
ohne geschafft. Zwischen dem ganzen E-mail-Verkehr wird auch
telefoniert, Bine besucht Bella in Berlin, oder Bella schickt ihr
etwas zur Aufmunterung in den hessischen Heimatort.
Meinung
Wer es
noch nicht gemerkt hat, beim lesen des Inhalts, ich bin ein Fan von
Bella. Ich mag diese Frau und ihren Intellekt. Diese oft zitierten
Gedichte oder erwähnten Zitate, die zum Nachdenken anregen und stets
zur derzeitigen Gemütslage von Bine passen. Auch die hin und wieder
erwähnten Lieder inkl. Interpreten, finde ich passend und stimmig.
Am Ende des Buches gibt es auf drei Seiten auch den Soundtrack zum
Buch. Dort werden nochmal alle Titel mit Zusatzinfo aus dem Buch
aufgelistet. Bine hingegen ist mir zwar nicht ganz unsymphatisch,
aber sie ist mir doch recht der typ Frau der alles auf dem goldenen
Tablett serviert wird. Auch ihr Wandel erscheint mir an manchen
Stellen doch recht unrealistisch. Obgleich ich nicht abstreiten will
das es sowas tatsächlich geben kann. Trotzdem würde ich mit so
einer Art Freundin nicht klar kommen. Wie gesagt, mit Bella kann ich
mich weitaus mehr identifizieren und ich mochte auch mehr ihren
Schreibstil. An einigen Stellen musste ich wirklich lachen. Allgemein
ist der im gesamten Buch auffrechterhaltene Schreibstil sehr
anspruchsvoll aber zugleich spritzig erfrischend. Abgesehen von Bines
melancholischen Texten. Meine Güte, das gejammer das sie mit 40
schon ihr halbes Leben rum hat und was jetzt noch kommen soll, ging
mir ein paar mal auf die Nerven. Sie tat ja so als ob man mit 40 bald
dem Leben Adieu sagen muss. Gut das Bella ihr diesen Wind aus den
Segeln nehmen konnte.
Die
mehrmals erwähnten Zitate oder Erinnerungen an einstige
Dichter/Autoren, gibt dem ganzen ein gewisses Flair und regt zum
Nachdenken an. Was mir besonders gefallen hat, ich bin aufgrund der
Geschichte um Bine und Bella auf eine Dichterin und Autorin gestossen
die ich bisher gar nicht kannte. Die Protagonistin Bella hält von
dieser Autorin sehr viel und hat oft ihre melancholischen Gedichte
zitiert. Ich hab im Anschluss einige Recherchen getätigt und mir
aufgrund völliger Begeisterung die Biografie gekauft.
Ich
finde das Buch toll. Wie gesagt es regt zum Nachdenken an. Es ist
kein simples E-mail Geschreibsel, sondern hat durchaus tiefsinnige
Bedeutungen. Der Titel "Das Jahr des Rehs" wird ebenfalls
im Buch aufgeklärt, und was soll ich sagen..Ich will auch ein Reh!
Über Bella ihre Wendung, die eher am Ende des Buches passiert, habe
ich mich gefreut.
Eine
Kaufempfehlung spreche ich hier deutlich aus. Es ist die perfekte Herbstlektüre, auch weil das Buch im Herbst beginnt. Ich vermute mal das soll Bines Gemüt unterstreichen. Das wird auch
geschafft. Ein Buch über und für Freundinnen. Über Hoffnungen,
Ängste, Wünsche und die Liebe. Ich finde es wunderschön und gebe gerne die 5 Chakren Bewertung. Ein ideales Geschenk ist es ebenfalls.
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