"Wovon wir träumten" (Julie Otsuka)


Wovon wir träumten (Julie Otsuka)


Das Buch war unter den Finalisten für den National Book Award und wurde 2012 mit dem PEN / Faulkner Award und dem Prix Femina Etranger ausgezeichnet. 2014 erhielt Wovon wir träumten den internationalen Albatros-Literaturpreis der Günter-Grass-Stiftung Bremen, der seit 2006 alle zwei Jahre für zeitgenössische erzählerische Prosa, Lyrik oder Essayistik an fremdsprachige Autoren und Ihre Übersetzer vergeben wird.

Inhalt

Der Roman erzählt die Geschichte von vielen jungen Japanerinnen, die sich kurz nach dem ersten Weltkrieg, Anfang des 20. Jahrhunderts mit Hilfe von Heiratsvermittlern auf den Weg nach Amerika machen. Sie hoffen und träumen von einem besseren Leben fernab der Heimat. Ihre Ehemänner kennen sie ausschließlich von Fotos, die sie durch die Heiratsvermittler bekommen haben. Es sind gut aussehende junge Männer mit dunklen Augen, vollem Haar und makelloser Haut. Einige von ihnen stehen im edlen Gehrock, vor Holzhäusern mit weißem Lattenzaun oder einem neuen Auto. Und allesamt sind sie ebenfalls ehemalige Einwanderer, die es in den USA geschafft haben ihrem einstigen ärmlichen Leben in Japan Lebewohl zu sagen und nun eine Frau suchen. Zu den Fotos gab es auch verführerische Briefe. Ich habe ein schönes Haus gekauft. Du kannst Tulpen pflanzen, Osterglocken. Was immer du willst. Ich besitze eine Farm. Ich führe ein Hotel. Ich bin der Vorsitzende einer großen Bank. Ich habe Japan vor mehreren Jahren verlassen, um meine eigene Firma zu gründen, und kann gut für Dich sorgen. 
 
Auf der langen beschwerlichen Überfahrt die drei Wochen dauern sollte, beginnen die Mädchen nun zu träumen von ihrem neuen Leben. Werden sie ihren Ehemännern gerecht? Würden sie ihnen gefallen?`Werden sie die Männer lieben? Wie wird das erste Mal sein? Wie wird es sich leben in so einem großen Haus? Sind die Sitten und Gebräuche dort tatsächlich anders als in Japan? Hoffnungen, Ängste, Heimweh und Sorgen plagen die jungen Frauen von Tag zu Tag. Nachdem sie nun endlich das Pier erreichten, war der Schock für die Mädchen groß, als sie mit der Realität konfrontiert wurden. Das Leben der jungen Japanerinnen entwickelt sich zu einer harten Lebensprobe voller Enttäuschungen, Qualen und Opfer, die sie bringen, um nicht wieder zurückgeschickt zu werden und obwohl ihr bleiben auch ein harter Kampf ums Überleben darstellt, geben sie bis zum Schluss nicht auf. Lebensabschnitt um Lebensabschnitt schlängelt sich nun das traurige Schicksal der einstigen unschuldigen Mädchen durch das Buch.

Meinung

Mit „Wovon wir träumten“ hat Julie Otsuka in der Tat ein wahres Meisterwerk geschaffen. Es ist ein Roman der mich sehr berührt und nachdenklich gemacht hat. Die Geschichte wird in der Wir-Form erzählt. Ich habe noch nie ein Buch gelesen in der es nicht mindestens einen Protagonisten gibt um den sich die Handlung dreht. In diesem Roman erfahren wir, ohne wirklich Namen genannt zu bekommen, gleich mehrere wenn nicht hunderte von Schicksalen. Zwar wird man zu Anfang des Buches mit mehreren Namen von Mädchen bombardiert, sowie auch die Ortschaften aus denen sie kommen, aber das ist kein wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Ich bin mir nicht sicher ob ich diesen Schreibstil mag. Sicherlich wäre es reine Verschwendung gewesen hätte man sich ausschließlich eine Protagonistin herausgepickt und ihre Geschichte erzählt. Vermutlich wäre das Buch nicht ganz so emotionsgeladen geworden und nicht zuletzt, hätte man nie erfahren mit welchen Grausamkeiten die Frauen damals noch alles konfrontiert wurden, als lediglich eine Person. 

Ich persönlich mag es wenn mich eine oder mehrere Protagonisten so sehr fesseln das ich eine Sympathie oder Antipathie entwickle. Das klappt trotzdem bei „Wovon wir träumten“, denn trotz der Mehrzahl an Schicksalen baut man eine gewisse Nähe zu den Frauen auf ohne sie fälschlicherweise zu bemitleiden. Obgleich es einem Leid tut was ihnen widerfährt. Die Autorin besitzt einen gefühlvollen Schreibstil, der unter die Haut geht. Anfangs dachte ich noch das 160 Seiten mal eben schnell gelesen sind. Ein Buch für quasi Zwischendurch. Weit gefehlt, wie ich selbst erfahren musste. Vieles von den schrecklichen Gegebenheiten muss man erst einmal verdauen oder sacken lassen. Und wenn man irgendwann denkt, jetzt haben sie es geschafft sich als Außenseiter in dem fremden Land ein wenig zu etablieren, kommt der japanische Angriff auf die Flotte in Pearl Harbour. Ich kann dieses fantastische Buch wirklich nur jedem empfehlen. 

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Kommentare

  1. Ich liebe Romane! Und noch mehr liebe ich Romane die nicht völlig aus der Fantasie heraus entstanden sind. Eine hilfreiche Rezession, die mir Lust gemacht hat das Buch ebenfalls zu lesen. Vielen Dank dafür! VG Isa

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