"Die Liebe ist ein guter Grund, den Ärmelkanal zu durchschwimmen" (Patrice Leconte)
Die Liebe ist ein guter Grund, den Ärmelkanal zu durchschwimmen (Patrice Leconte)
Inhalt
Gérald
ist um die 30 Jahre alt und arbeitet als Bankangestellter in einer
Bank in Frankreich. Zeit seines Lebens wird er von den Leuten um ihn
herum kaum wahr genommen. Das war schon immer so. Er scheint
regelrecht unsichtbar zu sein. Denn selbst seine Familie zeigt kaum
bis gar kein Interesse an ihm. Er ist das fünfte Kind seiner Eltern
und wurde viel später als seine Geschwister geboren. Weil er kein
Wunschkind war lässt man ihn das auch tagtäglich in Form von
Ignoranz spüren. Niemand kümmert sich um ihn und es ist egal wo er
sich aufhält, ob oder wann er nach Hause kommt oder welche Wünsche
er hat. So passiert es auch eines Tages dass seine Familie nach
Argentinien umzieht und Gérald lässt man in ein Internat bringen.
Seine Familie sollte er auch nie wieder sehen. So zieht sich das sein
bisheriges Leben hin. Überall lässt man ihn stehen oder warten,
weil man ihn einfach übersieht. Dabei scheint er vom Typ her gar
nicht so unscheinbar. Eher durchschnittlich vom Aussehen mit einer
normalen Größe und Figur. An diesen Zustand der Unsichtbarkeit hat
er sich geduldig gewöhnt. Er ist ein stiller unscheinbarer und
bescheidener Mann der sich nie beschwert oder derart mit unpassendem
Benehmen auffällt. Das ihn die Leute kaum bis gar nicht wahr nehmen
nutzt er ab und an sogar zu seinem Vorteil. Sachen die er in einem
Laden erstehen will, nimmt er einfach so mit ohne das es einem
Verkäufer oder einem Wachpersonal wahrnimmt. Selbst als Detektiv hat
er kurze Zeit gearbeitet und war sehr erfolgreich mit seinen
Aufträgen. Diese Tätigkeit übte er sogar aus als er schon lange in
der Bank arbeitete. Es fiel sowieso keinem auf das er Wochenlang
nicht in der Bank erschien. Gérald hat sich mehr oder weniger mit
diesem Umstand abgefunden, bis zu dem Tag als eine neue Kollegin in
der Bank arbeitete. Victoire eroberte sein Herz im Sturm, wusste
davon aber natürlich nichts. Nun war guter Rat teuer. Wie sollte er
die junge Frau für sich gewinnen? So beschließt er eines Tages
durch den Ärmelkanal zu schwimmen um die Aufmerksamkeit von Victoire
auf sich zu ziehen. Er besorgt sich Schwimmausrüstung und fährt
hinüber nach England. Vorher drapierte er einen Zettel auf dem
Schreibtisch der Angebeteten mit der Bitte zum Strand von Calais zu
kommen. Dann beginnt sein Abenteuer und die erhoffte Eroberung von
Victoire.
Meinung
Ich mag ja französische Autoren. Deren Art zu Schreiben, kann man kaum mit Worten beschreiben. Es ist so eine tiefgründige anspruchsvolle Schreibweise, an der ein Hauch melancholie und Poesie haftet. Die Liebe ist ein guter Grund, den Ärmelkanal zu durchschwimmen war mein erster Roman von Leconte. Allein
vom Titel könnte man denken es handelt sich hierbei um eine
schnulzige Liebesgeschichte, denn das war auch mein erster Gedanke, als ich
auf das Buch aufmerksam wurde. Allein das Cover lässt einen das ebenfalls vermuten. Weit gefehlt! Ich hatte das Glück eine tolle
Rezension zu lesen und habe mir aufgrund dessen dieses Buch gekauft.
Bereut habe ich den Kauf absolut nicht. Es ist wirklich eine außergewöhnliche
Geschichte. Ein unscheinbarer Mann der aus seiner Unsichtbarkeit
ausbrechen möchte, aufgrund seiner Gefühle zu einer Frau. Gut, anfangs war
ich recht skeptisch und fand es stellenweise überspitzt wie man im
Laufe seines Lebens so dermaßen übersehen werden kann und das sogar
von der eigenen Familie. Aber das liegt wohl zum Teil daran dass er
einfach unerwünscht war und man ihn das auch jeden Tag spüren ließ.
Es ist dann vielleicht auch nicht verwunderlich das er so gelernt hat
auch für sein Umfeld kaum existent zu sein.
Die
Geschichte wird in der Ich-Form erzählt, bzw. Gérald erzählt seine
Geschichte. Den klug gewählten Worten haftet ab und an ein betont trockener
Humor an, so dass man hin und wieder schmunzeln muss, dennoch bekommt man beim Lesen einfach Mitleid mit dem Protagonisten. Lang ist die
Geschichte ebenfalls nicht. Grade einmal 160 Seiten, lesen sich fast
in einem durch. Die Geschichte regt zum Nachdenken an und ist auf seine Art und Weise sogar ein
gutes Stück fantasievoll und poetisch. Eine leichte Geschichte des
jungen Mannes der seine Erfüllung sucht und dessen Happy End begeistert.
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